Neuerungen in den HF Lehrgängen
Modularisierung aller Lehrgänge in der Höheren Fachschule und Einführung des Blended-Learnings
Was zeichnet einen guten Unterricht aus? Nach unserem Lehr-/Lernverständnis ist ein guter Unterricht interaktiv, knüpft an das Vorwissen der Studierenden an, holt sie dort ab, wo sie stehen und dient der Entwicklung von Handlungskompetenzen für den Praxisalltag der Studierenden. In einem guten Unterricht eignen sich die Studierenden Kompetenzen an, mit welchen sie neue und herausfordernde Aufgaben und Projekte in ihrem Arbeitsalltag bearbeiten können. Der gute Unterricht findet nicht nur im Kontaktstudium statt. Er beginnt bei der Vorbereitung und endet mit der Nachbereitung und der erfolgreich absolvierten Lernerfolgskontrolle. Ein Teil davon soll zeit- und standortunabhängig stattfinden. Die Studierenden sollen auch dann lernen, wenn ihre Leistungskurve auf dem Höhepunkt ist.
Das Studienmanagement der BVS St. Gallen ist für das Design und die Weiterentwicklung der Lehrgänge zuständig. Es befasst sich ständig mit der Frage, wie die Lerninhalte und die Kompetenzen vermittelt werden sollen. Unter Berücksichtigung der oben genannten Prämissen eines guten Unterrichts wurden die Lerninhalte und die Lehr-/Lernformen weiterentwickelt. Auch die hoffentlich zu Ende gehende Pandemie bot eine zusätzliche Chance: Die digitale Affinität von Studierenden und Bildungsinteressierenden hat sich in den letzten zwei Jahren stark verbessert. Dies ermöglicht der BVS, digitale Möglichkeiten noch mehr in den Unterricht einzubauen, um einen besseren Lernerfolg zu erzielen.
In der Höheren Fachschule werden nun folgende Neuerungen erstmals ab den Starts der neuen Lehrgänge im April umgesetzt:
- Lehr-/Lernform des Blended Learnings: Bedeutet die Kombination von unterschiedlichen Methoden und Medien, aus Präsenzunterricht und E-Learning. Die Vor- und Nachbereitung des Präsenzunterrichtes findet zeit- und standortunabhängig im Selbststudium statt.
- OpenOlat (https://www.openolat.com/), unser neues Learning Management System (LMS) für die Lehrgangsführung und insbesondere für das angeleitete Selbststudium: Vor- und Nachbereitung anhand Erklärvideos, Podcasts, Aufträgen, Forumsbeiträgen und Lernkontrollen.
- Hybride Unterrichtsformen je nach Unterrichtsvariante: z.B. Dienstagabend vor Ort in der BVS und Donnerstagabend online. Der Onlineunterricht bringt viele Vorteile, wie die Zeitersparnis aufgrund des Wegfalls des Anfahrtsweges, mit sich. Weil beim reinen Onlineunterricht die Qualität von Interaktion und Kollaboration leiden kann, behält der Präsenzunterricht in der BVS auch in Zukunft einen hohen Stellenwert.
- Modularisierung der Höheren Fachschule: Arbeitssituationen wurden zu Modulen zusammengefasst, welche jeden Monat vermittelt, geprüft und abgeschlossen werden. Studierende können sich ganz auf ein Modul konzentrieren, was den Charakter eines Intensivkurses hat.
- Monatlicher Start der Höheren Fachschule: Ein Start ist jederzeit jeweils zu Monatsbeginn möglich. Dadurch müssen Bildungsinteressierte ihre Karriereziele nicht mehr aufschieben. Die Module finden in einer Unterrichtsvariante immer in den gleichen Monaten statt. Beim Wechsel der Unterrichtsvariante kann ein Modul in einem anderen Monat absolviert werden. Dadurch ist die Planbarkeit aber auch die Flexibilität für alle Beteiligten um ein Vielfaches erhöht.
Neuerungen bringen oft Erklärungsbedarf mit sich und es stellen sich Fragen, die es zu beantworten gilt. Mirko Galasso (mirko.galasso@bvs.vantage.ch), der als Gesamtleiter des Studienmanagements für die Planung und Umsetzung der genannten Neuerungen verantwortlich ist, beantwortet im folgenden Interview einige davon.
Ist aktuell der richtige Zeitpunkt, um eine solche Veränderung umzusetzen?
Viele Studierenden haben das Ende der Pandemie abwarten wollen, um ihr Studium in der Höheren Fachschule zu starten. Jetzt, wo ein Ende absehbar ist, möchten sie nicht nochmals warten. Durch den Monatsstart bieten wir ihnen einen jederzeitigen Einstieg an. Die Affinität mit digitalen Themen ist in den letzten zwei Jahren ohnehin massiv grösser geworden. Daher möchten wir Teile des Unterrichts weiterhin online durchführen und zusätzlich das zeit- und standortunabhängige Lernen fördern. Mit OpenOlat und den Vor- und Nachbereitungsaufträgen ist dies perfekt möglich.
Wie sieht der Präsenzunterricht in der HF denn aus, wenn die Studierenden schon vorbereitet sind? Braucht es die Lehrperson noch?
Es braucht sie definitiv und der Unterricht wird für alle Beteiligten, somit auch für die Lehrperson, spannender. Ein Beispiel: Bisher wurden im Modul Projektmanagement im Präsenzunterricht die Merkmale, Phasen und die Organisationsformen der verschiedenen Projekte gelernt. Neu eignen sich die Studierenden das theoretische, handlungsleitende Wissen zum Projektmanagement im angeleiteten Selbststudium an. Im Unterricht werden konkrete Projekte in interdisziplinären Teams geplant, realisiert und die Umsetzung reflektiert. Dabei werden sowohl die Bedürfnisse der verschiedenen Anspruchsgruppen als auch die sich ständig verändernden Rahmenbedingungen berücksichtigt. Und so wird aus einem klassischen ein agiles Projektmanagement.
Werden zukünftig auch Lehrgänge ausserhalb der Höheren Fachschule monatlich starten?
Diese Möglichkeiten bieten wir allen Studierenden, welche im April einen dreijährigen Bildungsgang oder ein einjähriges Nachdiplomstudium in der Höheren Fachschule beginnen. In Vorbereitungslehrgängen auf eidgenössische Prüfungen ist die Modularisierung mit monatlichem Start nicht umsetzbar. Die Prüfungen können dort nämlich nicht jeden Monat stattfinden, sondern werden von einer externen Institution einmal im Jahr durchgeführt. Von den weiteren Neuerungen, wie der Einführung von OpenOlat und dem Blended Learning Ansatz, profitieren alle Lehrgänge. Sie werden dieses Jahr Step-by-step auch in den Neustarts der anderen Lehrgänge umgesetzt.
Wird es die traditionelle Klasse überhaupt noch geben?
Jeden Monat starten neue Studierende in den Lehrgang. Und jeden Monat beenden ihn andere oder treten ins nächste Studienjahr ein. Dies bedeutet, dass jeden Monat neue, motivierte und wissensbegierige Studierende in die traditionelle „Klasse“ hinzukommen. Zudem werden diverse Management-Module von Studierenden aus unterschiedlichen Vertiefungsrichtungen der Höheren Fachschule absolviert. Dadurch können Themen und Problemstellungen interdisziplinär unter Berücksichtigung von mehreren Gesichtspunkten bearbeitet werden. Eine grossartige Chance sein berufliches Netzwerk wesentlich zu vergrössern.
Das folgende Erklärvideo gibt einen Einblick in den neuen Lehrgang Dipl. Betriebswirtschafter/in HF: https://youtu.be/ZycUEmbqhN4